Die Berliner Stadtgüter im Wandel der Zeiten

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts ging von Berlin eine magische Anziehungskraft aus. Das dynamische Wachstum von Industrie und Bevölkerung bewog die Stadtväter ab 1873 dazu, große Flächen weit außerhalb der damaligen Stadtgrenze anzukaufen. Sie wurden als landwirtschaftliche Nutzflächen für die Versorgung der wachsenden Bevölkerung sowie als Rieselfelder für die Entsorgung der Abwässer aus der neu angelegten Kanalisation Berlins benötigt. 1922 wurde die eigens gegründete BERLINER STADTGÜTER GmbH mit der Verwaltung und Erweiterung dieser Außenflächen betraut. 1930 bewirtschaftete das Unternehmen rund 50.000 Hektar, überwiegend zur Rinderhaltung und Milchwirtschaft, Schweine-, Schaf- und Geflügelzucht. Nach Auflösung der BERLINER STADTGÜTER GmbH im Jahre 1935 wurden die Flächen von der Stadt Berlin in Eigenregie verwaltet.

Dem Zweiten Weltkrieg folgte für die ländlichen, zumeist in Brandenburg gelegenen Güter eine wechselvolle Zeit. Viele Güter wurden umfunktioniert, enteignet oder anderen Zwecken zugeführt. In den Nachkriegsjahren wurden sie als Volkseigene Güter von diversen Verwaltungsstellen der DDR bewirtschaftet. Die im Westteil der Stadt gelegenen Stadtgüter wurden von West-Berliner Institutionen bewirtschaftet (zum Teil bis heute).

Nach dem Mauerfall gelangten die Volkseigenen Güter wieder in den Besitz des Landes Berlin. Die 1991 gegründete Betriebsgesellschaft Stadtgüter Berlin mbH (BSB) sollte die Bewirtschaftung der Flächen optimieren, primär durch Milchviehhaltung. Parallel zur BSB entstand 2001 die Berliner Stadtgutliegenschafts-Management GmbH und Co. Grundstücks KG (BSGM), um das Eigentum an den verbliebenen Stadtgutflächen zu sichern und fortan zu verpachten. Schließlich wurden die landwirtschaftlichen Betriebe privatisiert.

Seit 2008 sind wir wieder unter dem Namen BERLINER STADTGÜTER GmbH tätig. Einerseits, um James Hobrecht und Rudolf Virchow, den Urvätern der Berliner Stadtgüter und Erfindern des damals hochmodernen radialen Berliner Abwassersystems, posthum Ehre zu erweisen. Andererseits möchten wir damit an diese wichtige Epoche der Berliner Stadtentwicklung erinnern, in der Berlin durch Visionen und eine vorausschauende Infrastrukturentwicklung eine der modernsten Städte der Welt wurde.