Forschungsprojekt Wansdorfer Rieselfelder

Auf den Rieselfeldern in Wansdorf tut sich was. Aufmerksame Spaziergänger*innen konnten vielleicht schon kleine blaue und weiße Markierungen erkennen. Diese Markierungen stecken das gemeinsame Forschungsprojekt der Berliner Stadtgüter GmbH, der Humboldt Universität zu Berlin (HU) und der Technischen Universität Berlin (TU) ab. In diesem Forschungsprojekt soll ein Verfahren zur Phytostabilisierung mit Hilfe von geeigneten Pflanzenarten und schwermetallimmobilisierenden Bodenzusätzen entwickelt werden.

Geschichte der Berliner Rieselfelder

Lange bevor es Klärwerke gab, besaßen die meisten Berliner Haushalte lediglich Plumpsklos und entsorgten ihr Abwasser auf der Straße oder direkt in Flüsse und Kanäle. Um die hygienischen Zustände der wachsenden Stadt zu verbessern wurden 1862 nach den Plänen von Rudolf Virchow und James Hobrecht nach und nach alle Berliner Haushalte an die Kanalisation angeschlossen und die ersten Rieselfelder angelegt. Von da an wurde das Abwasser der Stadt über die Kanalisation zu Pumpsystemen (sogenannte Radialsysteme) geleitet und von dort aus zu Absatzbecken der Rieselfelder gepumpt. In den Absatzbecken setzten sich die Feststoffe am Boden ab und das restliche Abwasser wurde auf die Rieseltafeln geleitet und über den Boden versickert. Als gewünschtes Resultat verbesserten sich die hygienischen Zustände deutlich – die Typhuserkrankungen gingen stark zurück. Im Zuge der Industrialisierung fielen immer mehr mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen belastete Industrieabwässer an. Im Jahr 1926 lag der Anteil der Industrieabwässer (hauptsächlich aus metallverarbeitender Industrie), die über die Rieselfelder verrieselt wurden bei 7,3 %. Schließlich wurden im Zuge des Baus von Klärwerken die Berliner Rieselfelder nach und nach stillgelegt.

Die Berliner Stadtgüter GmbH ist Eigentümerin von rund 5.500 Hektar der ehemaligen Rieselfelder, von denen 2.000 Hektar, z.B. in Wansdorf, noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten sind. Ein großer Teil der ehemaligen Rieselfelder ist umgestaltet und wird heute noch landwirtschaftlich genutzt.

Belastete Rieselfelder

Durch den jahrzehntelangen Schadstoffeintrag sind jedoch nicht alle Flächen für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln geeignet. Diese Flächen dienen der Naherholung, dem Naturschutz oder der Erzeugung erneuerbarer Energien. Aber auch hier spielt die teilweise starke Belastung mit Schwermetallen zunehmend eine Rolle. Das Problem der eingetragenen Schwermetalle ist, dass diese durch natürlichen Humusabbau und Bodenversauerung im Boden zunehmend gelöst werden können. In gelöster Form führen sie zu Schäden an der Vegetation, die sich durch Verlust von Biodiversität, Abnahme der Pflanzenqualität, der Produktivität und schließlich in dem Verlust des Pflanzenbewuchses bemerkbar machen. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit sondern begünstigt auch die Kontamination von Grundwasser und Nahrungsketten mit humantoxischen Schwermetallen.

Aufwertung der Rieselfelder

Nun möchten wir, dass die Rieselfelder in Zukunft an Artenvielfalt gewinnen und nicht verlieren. Deshalb arbeiten wir zusammen mit der HU und TU Berlin an der Entwicklung eines Verfahrens zur langfristigen Stabilisierung der Schwermetalle. Dieses Verfahren wird zunächst auf den Wansdorfer Rieselfeldern erforscht. Eine kostengünstige und wenig aufwendige Methode der langfristigen Vorsorge ist die Phytostabilisierung. Das bedeutet, dass durch Einsatz geeigneter Pflanzenarten verhindert werden kann, dass sich Schwermetalle aus dem Boden lösen. Zusätzlich sollen auch Bodenzusätze eingesetzt werden, die die Löslichkeit der Schwermetalle verringern. Dabei soll nicht nur eine Lösung und Verlagerung in das Grundwasser verhindert werden, sondern auch die Abtragung der Schwermetalle durch Wind und Regen. Je nach Zusammensetzung können Bodenzusätze genauso wie Dünger Böden und Pflanzen mit Nährstoffen versorgen. Ihr Hauptmerkmal liegt allerdings darin Bodeneigenschaften zu verbessern, z.B. durch ihre Fähigkeit Schadstoffe zu binden. Häufig verwendete Bodenzusätze sind z.B. Kompost, Kalk oder Kohle. Den Einsatz von geeigneten Pflanzenarten und Bodenzusätzen wollen wir nach erfolgversprechenden Laboruntersuchungen schließlich auch auf den Rieselfeldern in Wansdorf prüfen. Sobald es etwas Neues gibt, halten wir Sie darüber auf dem Laufenden.

Bis dahin besuchen Sie doch einmal auf einem Spaziergang unsere Rieselfelder, um sich selber ein Bild zu machen