„Man kann noch sehr viel erreichen“ – Moorböden im Eigentum der Berliner Stadtgüter

Moore spielen eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz. Obwohl sie nur fünf Prozent [1] der Landesfläche Deutschlands ausmachen, speichern sie so viel Kohlenstoff, wie alle deutschen Wälder zusammen. Trockengelegte Moore stoßen hingegen große Mengen CO2 aus. In Deutschland sind 92 Prozent der Moore entwässert und emittieren jährlich 53 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht 7,5 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. [2] Moore sind deshalb wichtig, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Moore können aber noch mehr. Sie sind relevante Wasserspeicher, spielen eine wichtige Rolle für das lokale und regionale Klima und sie sind faszinierende Ökosysteme, die einer hochspezialisierten Pflanzen- und Tierwelt Lebensraum bieten. Es gibt also viele gute Gründe, Moore zu schützen, sie wiederherzustellen und nachhaltig zu bewirtschaften.

In Brandenburg liegen etwa 15 Prozent der Moorflächen Deutschlands. [3] Auch Flächen der Berliner Stadtgüter (BSG) sind (ehemalige) Moorflächen. Katrin Stary, Geschäftsführerin der Berliner Stadtgüter, und Anke Kaden, Mitarbeiterin im Bereich Natur und Umwelt, im Gespräch über Moorschutz bei den Stadtgütern:

2022 hat die Bundesregierung die Nationale Moorschutzstrategie veröffentlicht, 2023 die Brandenburgische Landesregierung ein Moorschutzprogramm verabschiedet. Seit wann beschäftigen sich die BSG mit diesem Thema?

Stary: Wir beschäftigen uns seit 2022 intensiver mit der Frage der Moore. In diesem Jahr haben wir auch beschlossen, gemeinsam mit den Berliner Stadtwerken ein Klimakonzept für uns zu entwickeln. Wir wollten wissen, was wir als Unternehmen für den Klimaschutz tun können. Dabei wurde deutlich, wie wichtig die Moore sind. Vor diesem Hintergrund haben wir uns den Moorböden explizit vertiefend gewidmet. Anke Kaden hat uns bereits als Werkstudentin im Bereich Natur und Umwelt unterstützt. Sie hat die Moorböden der Berliner Stadtgüter dann im Rahmen ihrer Masterarbeit erforscht. Heute ist Frau Kaden im Rahmen einer Projektstelle für unsere Moorflächen zuständig.

Frau Stary sprach gerade Ihre Masterarbeit an. Wozu haben Sie geforscht?

Kaden: Mich hat erst einmal interessiert, wie viele Moorböden es im Eigentum der Berliner Stadtgüter gibt. Ich habe untersucht, wie diese Böden aktuell genutzt werden, und konnte so die Treibhausgasemissionen abschätzen. Im zweiten Teil meiner Arbeit habe ich eine konkrete Fläche betrachtet, die rund 60 Hektar groß ist. Ich habe mir die Vegetation angesehen, mit dem Landwirt die Herausforderungen bei der Bewirtschaftung besprochen und ich habe mir die Entwässerungsgräben und Torfschichten angeschaut. Ziel der Arbeit war, Zukunftsszenarien zu beschreiben. Also, was ist nach einem stärkeren Wasserrückhalt möglich und wie wirkt sich das auf die Treibhausgasemissionen aus.

Die Berliner Stadtgüter sind Eigentümerin von rund 17.000 Hektar Land. Wieviel Prozent dieser Fläche sind Moorböden?

Stary: Das sind ungefähr 10 Prozent, ca. 1.600 Hektar.

Kaden: Diese Moorgebiete sind ganz unterschiedlich gestaltet im Hinblick auf Größe, Relief und Nutzung. Wichtig ist, neben den Pächter:innen der Fläche immer auch die angrenzend wirtschaftenden Landwirt:innen mitzudenken.

Welche Schritte folgten auf Ihre Erfassung der Moorböden?

Kaden: Ich erarbeite gerade eine Moorschutzstrategie für die Berliner Stadtgüter. Strategische Ziele und potentielle Maßnahmen für den Moorschutz habe ich bereits entwickelt. Jetzt untersuchen wir im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Potenzialgebiete, die sich für den Wasserrückhalt eignen könnten. Wir haben Grundwassermessstellen eingerichtet, um eine solide Datenbasis zu schaffen. Das wird spannend, weil wir dann genauer beurteilen können, in welchem Maße Wasser überhaupt verfügbar ist bzw. zukünftig gestaut werden könnte.

Stary: Wichtig ist selbstverständlich auch, wie diese Flächen bewirtschaftet werden. Kann die Nutzung in Abstimmung mit den Pächter:innen geändert werden? Was brauchen Landwirt:innen, damit eine Anhebung des Wasserspiegels auch für sie funktioniert?

Worin sehen Sie die Chancen dieser Maßnahmen?

Stary: Wir wissen, dass die Stabilisierung des Wasserhaushalts in den Moorgebieten einen sehr hohen Effekt auf unser Klima hat. Das werden wir in Kooperation mit unseren Pächter:innen, den Landwirt:innen, angehen. Die Anhebung des Wasserstandes hat neben der Reduktion von Treibhausgasen eine ganze Reihe weiterer positiver Effekte, ich nenne hier nur die Funktion der Moorböden als regionale Kühlungszonen, als Schad- und Nährstoffspeicher, der Natur- und Artenschutz, der Schutz der Biodiversität. Die Moorböden der Stadtgüter sind ein Potential, über das es sich nachzudenken lohnt.

Kaden: Wichtig ist mir auch, dass die Landnutzung, wie sie aktuell auf diesen entwässerten Böden stattfindet, keine Zukunft hat. Die Moorböden sind heute noch fruchtbar, verschlechtern sich aber zunehmend. Der Klimawandel beschleunigt diesen Prozess. Und wir brauchen das Wasser in der Landschaft. Die Landnutzung muss man nicht aufgeben, man muss sie aber anpassen. Hier ist auch politische Unterstützung wichtig. Wir brauchen mutige Landwirt:innen, die diesen Weg mit uns gehen.

Stary: Es ist uns sehr wichtig, dass die Qualität der Böden erhalten bleibt. Wir sehen uns hier auch in einer Vorbildrolle. Man kann noch sehr viel erreichen, es wird nur langsam Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.

Fotos © BERLINER STADTGÜTER GmbH:

Foto 1: Alter Grabenstau

Foto 2: Blutweiderich in einem Entwässerungsgraben

Foto 3: Breiter Entwässerungsgraben

Foto 4: Wasserstand weit unter Flur

Foto 5: Grundwassermessstelle

Quellen:

[1] Nationale Moorschutzstrategie, Kurzzusammenfassung, 19.10.2022, S. 1, S. Link: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/nationale_moorschutzstrategie_kurz_bf.pdf

[2] Nationale Moorschutzstrategie, 19.10.2022, S. 10, S. Link: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/nationale_moorschutzstrategie_bf.pdf

[3] Moorschutzprogramm Brandenburg (MLUK), S. 5, Link: https://mik.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/Moorschutzprogramm-Brandenburg.pdf