Neues Naturschutzprojekt nimmt Gestalt an

Zahlreiche Feldlerchen zwitschern am Berliner Mauerweg zwischen Lichterfelde und Heinersdorf in der Luft. Sie haben sich hier erst vor kurzem angesiedelt, nachdem sie hier, auf einer fast 20 Hektar großen ehemaligen Ackerfläche neuen Lebensraum gefunden haben. Die Eigentümerin der Fläche, die BERLINER STADTGÜTER GmbH, verwandelt das Areal gemeinsam mit der Claus Rodenberg Waldkontor GmbH im Auftrag der Groth Gruppe in eine abwechslungs- und artenreiche Naturlandschaft. Der Landschaftsplaner Dieter Meermeier hat mit seiner Planwerkstadt ein außergewöhnliches Konzept für die rund 28 Fußballfelder große Fläche ersonnen, das nun schrittweise umgesetzt wird. Wo noch vor ein paar Jahren Mais angebaut wurde, sollen sich zunehmend Zauneidechsen, Moorfrösche, Wechselkröten, Vögel, Fledermäuse und Insekten tummeln. „Hier soll ein Eldorado der Artenvielfalt entstehen“, erklärt Projektleiterin Mareike Lehnert.

Der weitaus größte Teil der Natur- und Artenschutzmaßnahmen ist inzwischen abgeschlossen. Im Winter 2020/21 rückten Bagger an und schufen ein Mosaik aus kleinteiligen sowie abwechslungsreichen Bodenstrukturen als Basis zur Schaffung neuer Habitate für viele Tiere und Pflanzen. In Senken kann sich nun das Wasser stauen. Kröten, Frösche und Molche finden in den neu angelegten Teichen und Tümpeln beste Bedingungen zum Laichen. Die wärmeliebenden Zauneidechsen finden Eiablage- und Sonnenplätze an sandigen, dünenartigen Wällen. Hier gedeihen auch Pionierarten der Sandtrockenrasen, wie das genügsame Silbergras, das auf trockene Standorte spezialisiert ist. Die mehr als 100 neu gepflanzten Bäume und die vielen, in der neuen Naturlandschaft entstehenden Hecken werden Lebensraum für Vögel. Insekten finden ebenso neuen Lebensraum im Rohboden oder den extra angelegten Totholzstrukturen.

Jetzt im Mai erblüht ein Meer aus Margeriten, Hasenklee, Wiesensalbei und vielen anderen Wildpflanzen. Das Saatgut stammt aus der unmittelbaren Umgebung. Es wurde auf artenreichen Wiesen in der Nuthe-Nieplitz-Niederung und auf dem Tempelhofer Feld im Heudruschverfahren geerntet und stammt damit aus der Region. „Damit stellen wir sicher, dass die Pflanzen perfekt auf die örtlichen Bedingungen angepasst sind“, sagt Mareike Lehnert. Davon würden auch die heimischen Insekten profitieren, die wiederum an die Besonderheiten der lokalen Kräuter gewöhnt sind, so Lehnert weiter: „Das ist für die Insekten wie ein Dialekt, den sie besser verstehen.“

Das Naturschutzprojekt ist eine Ausgleichmaßnahme für das Wohnungsbauvorhaben „Neulichterfelde“, das die Groth Gruppe auf einem nördlich angrenzenden, ehemaligen Truppenübungsplatz in Berlin plant. In dem neuen Stadtquartier sollen über 2.500 Wohnungen, Reihenhäuser sowie Büros, Arztpraxen, Kindertagesstätten und eine Grundschule entstehen. Die BERLINER STADTGÜTER GmbH realisiert zusammen mit dem Büro Dieter Meermeier Planwerkstadt und dem BUND Berlin die vom Bauträger zu leistenden Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen.